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Eine milchige Sonne steht über der baltischen See. Es ist schon spät in der Nacht. junge
Frauen mit Blumenkronen, Männer mit Eichenlaubhüten stehen in Gruppen am Strand
zusammen, scherzen und lachen, Sommersonnenwende, Lettland feiert sein wichtigstes Fest.
Kurz vor Mitternacht werden die Feuer angezündet. Gesänge ertönen.
Alte vorchristliche Lieder über dem Feuer hat sich der Himmel mit roten Streifen überzogen. Nicht weit entfernt
beginnt kurz darauf das Sigulda Musikfestival mit der Kremerta Baltica. Die "Kremerata" ist
ein Kammerorchester jünger, hochbegabter Musiker welches sich der Geiger Gidon Kremer zu
seinem 50. Geburtstag "schenkte".
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Kremers Karriere ist ein Phänomen: In der Sowjetunion ein großer Star, erkämpfte er sich als
erster Sowjetkünstler das Recht, frei im Westen zu
gastieren ohne ausgebürgert zu werden. Damals ein Politikum. Der gebürtige Lette – Sohn
einer jüdischen deutschen Mutter und eines schwedischstämmigen Vaters – setzt sich heute
sehr für sein kleines Geburtsland ein. Die Schaffung der Kremerata Baltica ist ein Meilenstein
auf diesem Weg. Dieses Orchester junger baltischer Musiker hat sich mit seinem hohen
Können, mit seiner gelösten Stimmung und mit seiner Experimentierfreudigkeit unter Gidon
Kremers Leitung zu einem der viei beachteten Kammerorchester der Welt entwickelt. Das
Geburtstagsgeschenk ist schnell herangereift und hat ein Eigenleben entwickelt.
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Das Festival von Sigulda ist der Anlass des Films, die Interaktion der überragenden Künstlerpersönhlichkeit
Gidon Kremer mit diesen jungen Leuten zu verfolgen. In intensiven Gesprächen erfahren wir
Hintergrunde und überraschende Details über sein Leben, sein Verhältnis zur Kunst oder die
sowjetische Avantgarde des 20. Jahrhunderts. En passant taucht die lettische Geschichte auf,
die Kultur und die grandiosen Landschaften diese kleinen Landes, das nun in der EU liegt, mit
mächtigen russischen Nachbarn, mit neu gewonnener Freiheit und ungewisser Zukunft.
Dr. Lothar Mattner, WDR
(Fotos: WDR)
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